eine kleine Geschichte zur Inspiration, die zeigt, wie wichtig ein achtsamer Umgang miteinander -gerade bei der Wahl unserer Worte- ist. 

Die Kraft der Worte 

Einst lebte in Indien ein weiser Sufi-Meister, und eines Tages kam eine verzweifelte junge Mutter mit ihrem kranken Kind zu ihm und bat ihn, ob er nicht ihr Kind heilen könne. Der weise Mann nickte und nahm das kranke Kind in seine Arme. Nachdem er einige leise Worte gemurmelt hatte, gab er der Mutter das Kind wieder zurück und sprach zu ihr: „Mach dir keine Sorgen, nun wird es wieder gesund werden!“ Ein junger Mann, der in der Nähe stand und das beobachtet hatte, kam auf den Sufi-Meister zu, lachte ihm ins Gesicht und fragte höhnisch: „Sag mal, Alter, wie kann das möglich sein? Wie kann denn jemand durch ein paar gemurmelte Worte geheilt werden?“ Nun sind Sufi-Meister gemeinhin für ihren Sanftmut und für ihre ruhige und liebevolle Art bekannt, wie sie mit anderen Menschen umgehen. Doch dieser drehte sich zu dem respektlosen jungen Kerl um und fuhr ihn an: „Davon verstehst du nichts, du Dummkopf!“ Der junge Mann fühlte ich daraufhin sehr beleidigt, die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht und er wurde sehr wütend. Er wollte schon auf den alten Mann losgehen, als dieser lachte und zu ihm sprach: „Siehst du, wenn ein Wort die Kraft hat, dich so wütend zu machen, warum sollte dann ein Wort nicht die Kraft haben zu heilen?“ Der junge Mann erkannte sofort seinen Irrtum und seine Verblendung löste sich auf wie Nebel in der Morgensonne. Er fiel vor dem alten Weisen auf die Knie und bat ihm um Vergebung. Noch Jahre später sah man die beiden durch die Lande ziehen. Der junge Mann war der eifrigste Schüler des Meisters geworden. 

Nach: Hazrat Inayat Khan, Begründer der internationalen Sufi-Bewegung Aus: Gisela Rieger, „Sinn-volle Geschichten, Band 2“ (Ziel Verlag, Augsburg) 

Herzlichst Deine Jenny

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